Fortsetzung: Warum haben wir eine Island-Fahne im Garten?

Der Islandurlaub hatte deutlich mehr zu bieten als nur ein kaputtes Bein. Es gab noch eine weitere Anekdote, die aber nicht so dramatisch, aber doch recht komisch war. Ich hatte ja berichtet, dass es noch ein Glück war, dass die Ursel ein paar Kerzen dabei hatte. Wir haben diese dann rund eine Woche nach meinem Unglück mit dem Bein noch gut gebrauchen können.

Auf dem Weg nach Ólafsvík: Hafen Stykkishólmur 65.079976N, -22.724760E - August 1999

Wir waren gerade dabei die Halbinsel Snæfellsnes zu umrunden. Wir kamen von Norden über die Straße 59 in Richtung Ólafsvík. Plötzlich rasselten ein paar Steine von den Hängen herunter und einer der größeren Steine schlug in den Kühler unseres Mietwagens ein. Das war ein Nissan Micra (wenn schon kein Geländewagen, dann wenigstens ein Wagen mit kurzem Radstand). Sofort begann der Wagen zu qualmen und dampfen. Der Stein hatte ein faustgroßes Loch in den Kühler geschlagen. Das wars dann mit Nissan Micra.

Wie sollten wir also zum nächsten Ort kommen? Nachgeschüttetes Wasser für den Kühler lief einfach unten wieder raus wie wir es reingeschüttet hatten. Also kam der Moment für die Kerzen, die die Ursel für meinen Geburtstag mitgenommen hatte. Wir haben diese einfach in das Loch des Kühlers gestopft und sind dann immer 500 m gefahren, haben weiteres Wachs in das Loch gestopft und haben Wasser nachgefüllt. Wasser war glücklicherweise kein Problem, dieses lief ohnehin an allen Felsen vom Berg herunter und wir haben mit einer Flasche Wasser aufgefangen und in den Kühler gefüllt.

Irgendwo vor Ólafsvík - 64.891614N, -23.667013E - August 1999

So ging es dann auch eine ganze Zeit. Wir haben dann eine Frau und einen Mann getroffen, die mit dem Fahrrad in Island unterwegs waren. Wir haben die beiden auf Englisch angesprochen und haben unser Problem geschildert. Der Mann meinte daraufhin, dass er ein Handy dabei hätte, welches wir gerne benutzen könnten. Wir hatten uns mit der Verständigung auf Englisch richtig einen abgebrochen. Als er aber sein Handy aus seiner Fahrradtasche zog, fiel ihm ein Röhrchen Sprudelvitamintabletten auf den Boden. Das Röhrchen war von Aldi!

Wir haben dann mit dem Handy die Autovermietung angerufen und die meinte, dass wir es irgendwie zum nächsten Ort – eben Ólafsvík – schaffen sollten. Wir haben immer wieder alle 500 m neues Wasser in den Kühler gefüllt und im Cockpit des Micra blinkten alle Warnlampen. Das Pärchen haben wir übrigens später wieder in Reykjavík in der Nähe vom Rathaus getroffen.

Viel später haben wir dann in Ólafsvík eine Tankstelle erreicht. Wir haben nochmal versucht mit der Autovermietung zu sprechen. Da auf der „anderen“ Seite das Englisch jedoch nicht so toll war, haben wir die Frau von der Tankstelle mit der Autovermietung telefonieren lassen. Die Luftlinie zwischen Reykjavík und Ólafsvík ist zwar nicht groß, jedoch hat der Kollege von der Autovermietung mit dem Ersatzwagen mehrere Stunden gebraucht um uns zu erreichen. Wir sind durch den Ort gelaufen (also eine Ansammlung von Häusern), haben den Wagen an der Tankstelle mit einem Hochdruckreiniger sauber gemacht (der sah wirklich schlimm aus) und haben dann im Radio eine Sportübertragung auf isländisch gehört.

War das wirklich Sport? Und was war das für ein Sport? Wir haben nichts verstanden.

Aussichtspunkt Oberhalb von Stykkishólmur - 65.080319N, -22.723204E - August 1999

Als er dann endlich da war, haben wir die Wagen getauscht und wir haben unsere Fahrt fortgesetzt. Da wir am Abend ein Zimmer auf einem Bauernhof auf der Südseite von Snæfellsnes hatten und schon viel zu viel Zeit vergangen war, haben wir nicht die Küstenstrecke genommen, sondern sind über den Pass quer über die Halbinsel gefahren (Straße F570 oder 54, so genau kann ich mich nicht erinnern, F570 scheint mir aber wahrscheinlicher).

Wir fahren also so über die Passstraße und stoßen auf der Südseite auf die Kreuzung mit der Straße, die um die Halbinsel führt. Da steht doch tatsächlich ein riesiger Typ mit kurzen roten Haaren und einem kurz geschorenen genauso roten Bart auf der Straße. Ein waschechter Wikinger! Er hatte seine Tochter und seinen Hund dabei. Er hielt uns an und wir stoppten. Da er kein Englisch sprach und wir kein Isländisch war die Verständigung nicht gerade leicht. Seine Tochter am Straßenrad lachte sich schlapp und hielt den Hund an der Leine. Auf irgendeine Weise redete er immer von einem „Key“ und „Ólafsvík“. Wir hatten echt ein Fragezeichen auf der Stirn stehen. Irgendwie wollte er uns klar machen, doch mit ihm zu seinem Haus zu kommen, damit wir mit seiner Frau reden konnten, die offenbar bessere Englischkenntnisse hatte. In dem Moment zählte Ursel eins und eins zusammen und fragte mich: Olli, Schlüssel und Ólafsvík, hast du noch die Schlüssel vom anderen Auto in der Tasche?

So war es, der Mann von der Autovermietung hatte den Wagen geflickt und kam dann nicht mehr weg, da wir noch den Schlüssel hatten. Er hatte über die Tankstelle den Hof angerufen, der an der Kreuzung der Pass- und Küstenstraße lag und hatte den „Wikinger“ gebeten uns aufzuhalten.

Wir sind dann also wieder über den Pass zurück und als der Mann von der Autovermietung uns sah, haben wir uns erstmal alle zusammen „schlappgelacht“.

Erst sehr spät haben wir uns dann auf den Weg zu unserem nächsten Stopp an der Südküste gemacht. Auf dem Weg zum Bauernhof überholte uns dann der Mitarbeiter der Mietwagenfirma winkend mit waghalsigem Tempo auf der Straße 54 Richtung Reykjavík. Wow habe ich mir gedacht, er hat den Wagen ja wieder schnell flott bekommen. Eine halbe Stunde später sahen wir ein paar hundert Meter vor uns auf der Straße blauen Rauch aufsteigen. Es war unser kleiner Micra und der Kollege von der Mietwagenfirma hatte dem Wagen wohl einen Kolbenfresser verpasst. Die Kühlung war wohl doch nicht mehr optimal. Er stand dort mit offener Motorhaube und es verbreitete sich blauer Qualm von verbranntem Motoröl. Direkt haben wir unsere Hilfe angeboten, aber er lehnte ab.

Wir kamen in unserer Unterkunft erst viel zu spät an. Hausherrin war eine Isländerin, die uns erstmal was Leckeres gekocht hat. Wir haben dann nach dem turbulenten Tag gut und tief geschlafen.

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